Die eigene Not wird übersehen

Unbewusste Glaubensüberzeugungen bewusst machen

 

Wann immer ein Gefühl, ein Verhalten oder ein Konflikt von außen nicht mehr nachvollziehbar ist und nur noch Ratlosigkeit auslöst, können wir sicher sein, dass unbewusste Glaubensüberzeugungen am Werk sind.

 

Glaubensüberzeugungen werden gelernt. Dabei hat ein Kind mangels Lebenserfahrung keinen Einfluss darauf, was es lernt und wie es das Gelernte bewerten soll. Es lernt vor allem intuitiv. Dabei spielen vor allem die unausgesprochenen Familienregeln sowie seelische Verletzungen die maßgebende Rolle:

 

1. Wenn ein Kind die Familienregeln beachtet, fühlt es sich dazugehörig; wenn nicht, bekommt es eher Angst, nicht dazuzugehören. Die Angst nicht dazuzugehören ist existentiell und kaum aushaltbar. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit zur Familie, und darin einen guten und sicheren Platz zu haben, ist für das Gefühl von Vertrauen, Geborgenheit und Sicherheit wesentlich. Wenn nun Armut, Leid, Trauer, Schmerz und Sich-unglücklich-Fühlen zur Atmosphäre einer Familie gehören, dann lernt das Kind, dass es dazu gehört, wenn es auch arm ist, mitleidet, mittrauert, Schmerzen sucht und sich nicht traut, glücklich zu sein – aus Angst, sonst nicht dazuzugehören, wenn es anders ist als die Familie.

 

2. Wenn ein Kind eine seelische Verletzung davonträgt und dabei die Erfahrung macht, dass es völlig hilflos, ohnmächtig, schutzlos und allein ist, dann wirkt sich eine Verletzung umso prägender aus. Vor allem leidet das Vertrauen in die Sicherheit von zwischenmenschlichen Bindungen. Was immer die Verlässlichkeit in Beziehungen aus Sicht eines Kindes gefährdet, prägt fürs Leben. Neben Angst und Misstrauen sind Perfektionismus und Kontrollsucht, mangelnde Wehrfähigkeit und allergische Reaktionen die häufigsten Folgen.